Susanne Krells Videos sind komplementär zu ihren Frottagen entstanden.
Während die Frottage den unmittelbaren Kontakt mit dem Ort voraussetzt und den Abdruck auf dem
Boden oder an der Wand, das Muster aus und vom Stein und Beton liefert, ist das elektronische
Bild distanzierter, mehr Anblick und Überblick. Im Rahmen ihrer Videos hat sie bewusst auf
kompliziertere filmische Möglichkeiten der Montage, des räumlichen und zeitlichen Schnitts und
Sprungs verzichtet. Die Video-Aufnahme gewinnt Bodenhaftung, sie nähert sich der Frottage und
ihrer Technik an, durch die Betrachtung der fertigen Bilder oder durch den Erkundungsgang zu
ihrem Entstehungsort. Die raumzeitlichen Parameter werden minimalistisch variiert oder radikal
konstant gehalten. Das audiovisuelle Rauschen des Videobildes konvergiert mit dem visuellen
Rauschen der Muster, die sich bei der Frottage ergeben. Das elektronische Bild tastet das haptische
Ausgangs-Bild und das künstlerische Resultat ab, ein Bild im Bild ergibt eine digitale und zugleich
analoge Tastatur einer dreidimensionalen Erfahrung. Video wird Skulptur, nicht nur technisch durch
die Geräte, sondern inhaltlich und bildsprachlich: Die räumliche Erfahrung von Architektur und ihrer
Begehung wird, in unterschiedlichen Medien, möglichst haut- und körpernah aufgezeichnet, als optisches,
haptisches und akustisches Erlebnis, als sinnliche Erfahrung einer aufschlussreichen Entdeckung.
Peter V. Brinkemper
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Susanne Krell's videos are complementary to her frottages. While the
frottage presupposes immediate contact with the site and provides the imprint on the floor or wall,
the pattern from and of stone and concrete, the electronic image is more distanced, more sight and
overview. In the context of her videos, she has deliberately avoided more complicated cinematic
possibilities of montage, spatial and temporal editing and jumping. The video recording gains grounding,
approaching frottage and its technique through the viewing of the finished images or through the exploratory
walk to their place of creation. The spatiotemporal parameters are varied minimally or kept radically constant.
The audiovisual noise of the video image converges with the visual noise of the patterns that emerge in
frottage. The electronic image samples the haptic source image and the artistic result, an image within an
image yields a digital and at the same time analog keyboard of a three-dimensional experience. Video becomes
sculpture, not only technically through the devices, but in terms of content and visual language: the spatial
experience of architecture and its walk-through is recorded, in different media, as close to the skin and body
as possible, as an optical, haptic and acoustic experience, as a sensual experience of a revealing discovery.
Peter V. Brinkemper